Auf Festival in Österreich: Tattoo gegen Ticket

Wie das Portal t-online berichtet gab es eine kuriose “Werbeaktion” auf zwei Festivals in Österreich: Tattoo gegen Ticket. Stattgefunden hat diese Aktion auf dem Frequency-Festival in St. Pölten und auf dem Electric-Love-Festival in Salzburg. Uns sind zumindest auch bei weiterer Recherche keine weiteren Festivals ins Auge gestochen.

Und wie funktionierte das Ganze?

Der “Deal” ist im Grunde schnell erklärt: Der geneigte Festival-Besucher erhält ein Gratis-Tattoo und darf dafür ein Jahr lang kostenlos den ÖPNV in Österreich nutzen. Einen Haken hat die Sache natürlich: Nur die jeweils ersten 3 Teilnehmer an der Aktion dürfen sich über das Klimaticket freuen. Und eben auch nur für ein Jahr.

Von wem stammt die Idee?

Angestoßen hat die Aktion die aktuelle österreichische Klimaschutzministerin Leonore Gewessler von den Grünen. Ganz neu ist der Fahrplan “Tattoo als Statement” jedoch nicht. Der (vermutlich) populärste Fall: Unlängst hat der Verein Junge-Helden mit der Aktion des Organspende-Tattoo auf sich aufmerksam gemacht. An dieser Aktion haben wir uns auch im Tattoostudio in München beteiligt – und wurden während der Aktion förmlich mit Anfragen überrannt.

Zusätzliche Promotion durch Ministerin auf dem Festival

Immerhin bewies die österreichische Klimaschutzministerin der Grünen Courage und liess sich selbst auf dem Frequency-Festival blicken. Neben dem einen oder anderen Interview gab es noch einen Fototermin am Tattoostand, auf dem die Dame ihr eigenes “Tattoo” auf dem Arm trug. Sie stellte jedoch noch an Ort und Stelle klar, dass es sich hier um ein abwaschbares “Kindertattoo” handelte.

Die Resonanz fällt eher “gemischt” aus

Auf dem Festival kam die Aktion offensichtlich gut an. Doch während sich wohl weit mehr Festival-Besucher auf beiden Festivals an der Tattoo Aktion beteiligten als Klimatickets verteilt wurden, hagelt es anderweitig Kritik. Während einzelne Kolumnisten in den bekannten österreichischen Zeitungen die Aktion als “dämlichen Werbegag, schon alleine aufgrund des Rahmens” bezeichnen, fordert die SPÖ von der Klimaschutzministerin gar eine parlamentarsche Stellungnahme innerhalb von 2 Monaten.

Was sagt der Tempel München dazu?

Es ist, unserer Meinung nach, durchaus ein Fortschritt dass auch Politiker immer weniger Berührungsängste mit tätowierten Menschen haben. Das auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite halten wir sowohl den Rahmen als auch die Gegenleistung für eher unpassend. Vorsichtig ausgedrückt. “Ein Jahr Bus und Bahn gratis” als Gegenleistung für eine lebenslange Entscheidung, obendrein auf einem Festival in Feierlaune? Was wir von Piercings auf Festivals halten haben wir hier niedergeschrieben. Das lässt sich in unseren Augen jedoch auch ohne Schwierigkeiten in allen Punkten auf Tattoos münzen. Und ob diese ganze Aktion nun tatsächlich der Akzeptanz und dem Respekt für tätowierte Menschen sonderlich zuträglich war bezweifeln wir ganz stark. Oder wie mein Ausbilder vor 20 Jahren schon gerne zu mir sagte: Das Gegenteil von “gut” ist “gut gemeint”.

Das trifft unserer Meinung hier durchaus zu.