Tattoos und Krebs – Fakten zur neuen Studie

Viele Tattoo-Fans sind in den letzten Tagen vermutlich über die Schlagzeilen wie „Tätowierungen erhöhen Krebsrisiko um ein Fünftel“ (BILD-Zeitung) gestolpert. Wir haben einige Anrufe und Nachfragen zu dem Thema bekommen. Grund ist eine neue Studie, die einen Zusammenhang zwischen Tattoos und Krebs vermutet. Wir schauen uns einige Schlagezeilen und auch die Studie einmal näher im Detail an. Letzteres haben auch einige Wissenschaftler getan, dazu später mehr.

Krebs im Lymphsystem durch Tattoos

Diese Schlagzeile kommt von Aponet, dem offiziellen Gesundheitsportal der deutschen ApothekerInnen. Der Artikel beginnt schon wenig erfreulich: „Tätowierfarbe enthält zum Teil ungesunde Chemikalien, die bei tätowierten Personen auch in Lymphknoten wiedergefunden werden“.

Nicht berücksichtigt wird bei dieser Einleitung, dass in Deutschland bzw. Europa zugelassene Tattoofarbe keine ungesunden Chemikalien enthält. Diese Farbe ist strenger reglementiert als nahezu alle anderen Kosmetischen Produkte.

Außerdem zeigen Studien, dass die Tattoofarbe die Lymphknoten zwar einfärben kann (bei stark tätowierten Personen), allerdings wird hier ein gesundheitsgefährdender Zusammenhang ausgeschlossen.

Studie untersucht Zusammenhang: Tattoos könnten Krebsrisiko deutlich erhöhen

Diese Schlagzeile kommt von ntv. Im Artikel erfährt man wenigstens, dass tätowierte Menschen nicht in Panik verfallen müssen. „Es wäre falsch zu sagen, dass wer tätowiert ist, bekommt mit 20% höherer Wahrscheinlichkeit diese Lymphtumore sagt Toxikologe Jan G. Hengstler.

Stellungnahme des Bundesverband Tattoo

Die beste Stellungnahme kommt vom Bundesverband Tattoo, aus welcher wir an dieser Stelle gerne zitieren:

Zuerst einmal verlinkt der Bundesverband Tattoo die betreffende Studie, man findet diese im Original hier:

Worum geht es überhaupt in der angesprochenen Studie?

Es wurde das Risiko für maligne Lymphome bei Personen untersucht. Dafür wurden die Daten von 11.905 Probanden ausgewertet. Darunter waren 2938 Personen im Alter von 20 – 60 Jahren, die an Lymphomen erkrankt waren. Von diesen waren 21 Prozent tätowiert, verglichen mit 18% in der Kontrollgruppe ohne Lymphom.

Korrelation versus Kausalität

Es ist wichtig zu betonen, dass die Studie lediglich eine Korrelation herstellt aber keine Kausalität. Das bedeutet, dass zwei Phänomene gleichzeitig auftreten, aber dies nicht bedeutet, dass eines das andere verursacht. Ausführlich wird das – auch mit dem Beispiel Krebs – an dieser Stelle erläutert.

Die Forschenden in der Tattoo-Studie weisen selber darauf hin, dass sie als nächstes die kausalen Zusammenhänge und ob es welche gibt erforschen müssen.

Hier wird noch einmal Toxiloge Prof. Dr. Jan G. Hengstler zitiert: „Es gibt einen großen Fehlerbereich, der die Möglichkeit einschließt dass es gar keinen Effekt geben könnte“.

Mögliche Unsicherheiten in der Studie sind z.B.:

1. Kurzfristige Expostion: Das erhöhte Risiko wurde nur für den Zeitraum in den ersten zwei Jahren nach dem ersten Tattoo festgestellt. Allerdings nicht bei mehreren oder größeren Tattoos. Das widerspricht der Erwartung, dass sich das Risiko mit jeder neuen Tätowierung aufsummiert.

2. Unzureichende Angaben bei der Studie: Die Aussagen zu Farbe oder Fläche der Tätowierungen sind nicht valide, da sie nicht ausreichend im Frageborgen spezifiert wurden.

3. Zeitliche Diskrepanz: Eigentlich müsste sich das Lymphomrisiko auch in den letzten 10-15 Jahren bei den Lymphom-Neuerkrankungen in Schweden niederschlagen, da es direkt nach dem Tätowieren nach der Studie am höchsten ist. Das tut es aber nicht.

4. Mögliche Selektionsverzerrung: Die Antwortrate war bei den Lymphomfällen höher als bei den Kontrollen, ebenso die Tattooprävelenz.

5. Leider wurde bei der Hauptstudie der Bereich der Tattooentfernung nicht mit eingeschlossen. Denn auch hier wurde ein 3-fach erhöhtes Lymphoma-Risiko festgestellt.

6. Unzureichende Kontrolle von Störfaktoren – es wurden Infektionskrankheiten wie z.B. HIV/Hepatitis oder auch der BMI nicht berücksichtigt.

Unsere Postition als Tempel München Tattoo Studio ist klar:

Wir lieben und leben Tattoos. Sowohl die beiden Gründer haben mehr als 90% ihres Körpers tätowiert, zum Teil schon seit fast 30 Jahren. Ebenso sind unsere Tätowierer stark tätowiert. Dementsprechend ist es schon in unserem ureigensten Interesse, ein möglichst sicheres Tätowieren anzubieten.

Millionen Menschen sind in den letzten Jahren tätowiert worden. Tattoofarbei ist heute viel sicherer als noch vor 20 oder 30 Jahren. Ebenso alle anderen Materialien.

Einen Gesundheitsgefährdenden Zusammenhang konnte noch keine Studie feststellen. Wir gehen auch heute noch davon aus, dass Tattoo stechen sicher ist. Auf jeden Fall deutlich sicherer und gesünder als viele andere Stoffe (Alkohol, Nikotin) die jeder Erwachsene frei verkäuflich erwerben kann, obwohl hier die Gesundheitsgefährdung längst nachgewiesen wurde.

Eine Unsicherheit, ein kleines Restrisiko, eine kleine Unbekannte bleibt immer. Wie fast überall im Leben. Ob man das  eingehen möchte, muss jeder für sich selber entscheiden.