Wieviel Rabatt kann / soll ich als Tätowierer auf Tattoos geben?

Gedanken dazu von Stephan Tempel

Der Wettbewerb für Tätowierer ist härter geworden. Die Anzahl der Tattoo Studios und Tätowierer ist in den letzten Jahren – nicht nur in München – förmlich explodiert. Die Kunden haben durch die ganzen Preiserhöhungen (z.B. Energie / Lebensmittlel) zum Teil deutlich weniger Geld zur Verfügung.

Einige Tattoo Studios haben im Sommer deutlich weniger oder gar zu wenig Kunden

Insbesondere in den Sommer-Monaten Juni, Juli und August wohlen sich viele kein Tattoo stechen lassen, wegen den erschwerten Pflegebedingungen. Das Ergebnis dieser brisanten Mischung: Viele Tattoo Studios sind deutlich leerer als noch vor ein paar Jahren und nicht alle Tätowierer haben ausreichend Arbeit.

Was liegt da näher, als Kunden mit Rabatten ins Tattoo Studio zu locken? Meiner Meinung nach einiges. Warum ich Rabatte für Tattoos für keine gute Idee halte.

1. Rabatte – gängig bei Waren. Eher selten auf Dienstleistungen

Rabatte auf irgendwelche Restposten von Artikeln die mit großen Margen eingekauft worden sind, kann man als Händler relativ leicht geben. Für Dienstleistungen ist das aber nicht so ohne weiteres möglich. Schließlich kann ein Dienstleister / Tätowierer nur eine bestimmte Anzahl an Stunden täglich arbeiten.

Großzügige Rabatte hier zu geben ist schwer bis kaum möglich. Wir zitieren an dieser Stelle aus der Deutsche Handwerks Zeitung: „Wenn Sie sofort darauf anspringen , einen Rabatt zu gewähren, wird man Ihnen wahrscheinlich unterstellen, dass der Nachlass bereits in der Kalkulation berücksichtigt würde“.

Möchte dies ein Tätowierer? Wohl eher nicht.

2. Rabatte bei saisonal bedingter Flaute

Wer im Sommer schlecht(er) gebucht ist, überlegt vielleicht die Kunden mit einem Nachlass ins Tattoostudio zu bringen. Ich halte das aus folgenden Gründen für wenig sinnvoll und langfristig eher für kontraproduktiv.

Zum einen darf es bezweifelt werden, dass wirklich deutlich mehr Kunden im Sommer ins Tattoostudio kommen, weil es gerade 20% gibt. Ob ich an fünf Tagen in der Woche für z.B. 80% meines üblichen Lohnes tätowiere oder an 4 Tagen für 100%, macht im Endeffekt finanziell keinen Unterschied.

Ich persönlich halte es für deutlich schlauer in der Low-Season „den Akku“ aufzuladen. Ein paar Wochen ganz frei zu machen (das nennt sich Urlaub und eure Kunden machen das auch ;)). Oder vielleicht  nur in der 3- oder 4-Tage Woche zu arbeiten und dann fit für den Herbst / Winter zu sein, als seine Qualität wegen der Jahreszeit unter Preis zu verramschen.

Rabatte? Oft greifen die die Kunden ab, die sowieso zu euch kommen würden

Das Problem an den Rabattaktionen ist ja auch: Üblicherweise bekommen das auf Social Media eure Follower mit. Einige ziehen dann ohnehin geplante Projekte vor, die sie ansonsten regulär gezahlt hätten. Oder sie sind sauer, weil sie das Gefühl zu haben zwei Monate später deutlich mehr zu zahlen als Kunden, die etwas früher können. Auch das ist meiner Meinung nach eher kontraproduktiv.

Gutscheine für Tattoos mit Prozenten verkaufen

An dieser Stelle gestehe ich: Ja, das haben wir vor mehr als 10 Jahren auch versucht. Und haben dann irgendwie ein ziemlich langes Gesicht gemacht, als sich überwiegend Stammkunden mit den 20%-Gutscheinen eingedeckt haben. Neue Kunden hatten wir dadurch kaum gewonnen, aber hatten langfristig deutlich weniger Umsatz.

Gutscheine für Tattoos über Rabatt-Portale anbieten

Der Vorteil: ihr werdet unheimlich schnell viele davon verkaufen. Der Nachteil: Ihr gewährt ja nicht nur den Rabatt für eure Kunden (über diese Portale meisten 30-50%), sondern das Portal will auch noch etwas verdienen. Als ein bekanntes Portal uns als Partner haben wollten, hätten die noch einmal 50% vom Umsatz kassiert.

Wenn man als Betreiber zum Schluss nur noch ein Viertel des ursprünglichen Preises arbeitet, dann ist das zwar schön um schnell bekannt zu werden. Aber man arbeitet im Regelfalle nicht einmal mehr ansatzweise kostendeckend. Ansonsten wäre man ja auch viel zu teuer.

Rabatte – ein schönes Marketing-Instrument, um bekannt zu werden

Rabatte, Prozente und Gutscheine sind ein schönes und absolut legitimes Instrument um bekannt zu werden und sich erst einmal einen Kundenstamm aufzubauen.

Wenn das Geschäft aber dann läuft, halte ich Rabatte für langfristig eher kontraproduktiv. Wenn die Kunden meine regulären Preise nicht zahlen wollen, dann muss ich entweder an der Qualität und / oder dem Service was verbessern, oder ich bin einfach zu teuer.

Wer wissen möchte, was ein Tattoo bei uns kostet, der ist hier richtig.

Tattoopreise – Was kostet ein Tattoo?