TKTX Creme zum betäuben der Haut beim Tattoo stechen
Die TKTX Creme hat es dank viel Werbung in den sozialen Medien innerhalb kürzester Zeit geschafft, nicht nur in Deutschland sehr populär zu werden beim Tattoo stechen. Das ist faszinierend für ein Produkt, welches in Deutschland gar nicht zugelassen ist und hier auch nicht vertrieben werden darf. Ja, ihr habt richtig gelesen: TKTX ist in Deutschland schlicht und einfach nicht legal erhältlich.
Unterschied zwischen TKTX und anderen Cremes wie z.B. EMLA
Während man andere Betäubungscremes wie z.B. EMLA in jeder deutschen Apotheke kaufen kann, gibt es TKTX in keiner Apotheke und in keinem Ladengeschäft. Das aus gutem Grund. In einer EMLA-Tube mit einer Packungsgröße von 30 Gramm befinden sich 25mg Lidocain und 25 mg Prilocain.
Das schaut bei TKTX Cremes ganz anders aus. Hier weichen die Angaben je nach Tubenfarbe, Hersteller und Land in das importiert werden soll ganz gewaltig ab. Alle haben jedoch einen deutlich höheren Anteil an Lidocain und Prilocain.
In TKTX ist – zumindest bei einigen Herstellern – Epinephrin (Adrenalin) enthalten
Zudem gibt es neben dem deutlich höheren Anteil an Lidocain und Prilocain noch einen großen Unterschied: TKTX gibt an – je nach Hersteller – dass auch Epinephrin, also Adrenalin in der Creme enthalten ist. Hier ist die Gefahr von Nebenwirkungen deutlich erhöht, insbesondere wenn man z.B. bestimmte Antidepressiva einnimmt.
Das ist mit ein Grund, warum TKTX in Deutschland in dieser Zusammensetzung vermutlich nie eine Zulassung erhalten wird.
Wer genau ist der Hersteller von TKTX-Tattoo Creme?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Es finden sich etliche Seiten im Internet, die alle von sich behaupten dass sie die Original-TKTX Creme vertreiben und alle anderen Seiten Fälschungen sind. Bei kaum einer der Seiten ist ein Impressum angegeben oder gar eine Adresse.
Bei einer Markenrecherche im Internet findet man den Hinweis, dass TKTX als Marke für Betäubungscreme eingetragen wurde. Von einer Firma aus China, über ein Anwaltsbüro in Litauen und das im Jahre 2021. Auf der Homepage der chinesischen Firma findet man kein Wort von TKTX, sondern überwiegend Elektroartikel. Ob sich hier der “Originalhersteller” der TKTX Creme verbirgt oder sich nur eine anderer schlauer Geschäftsmann den Markennamen gesichert hat, ist unklar.
Festzuhalten bleibt, dass es wohl einige verschiedene Hersteller der TKTX Creme in Asien gibt.
Wie lange gibt es die TKTX-Creme schon?
Angeblich gibt es TKTX Creme schon seit 1996, das wird zumindest auf sehr vielen Homepages behauptet.
Auf einer anderen Homepage die sich als “offizielle TKTX-Seite” ausgibt, wird hingegen behauptet dass die Creme seit 1999 vertrieben wird. Auch hier fehlt – natürlich – ein Impressum oder Herstellerangabe. Wir haben niemanden gefunden, der diese Creme vor 2010 überhaupt kannte. Sicher ist, dass sie ca. ab 2015 auf immer mehr Tattooconventions in Europa mehr oder weniger offen gehandelt wurde.
Wo kann man TKTX legal bestellen?
Das lässt sich relativ einfach beantworten: Gar nicht. Bei TKTX handelt es sich wegen den Wirkstoffen zweifelsfrei um ein Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz (§ 2 Abs 1, §4 Abs. 1 AMG).
Man kann Arzneimittel legal im Ausland bestellen – allerdings nur, wenn sie in Deutschland zugelassen sind. Das liegt bei TKTX nicht vor. Dementsprechend handelt es sich wenn man TKTX bestellt um eine Ordnungswidrigkeit (§97 Abs. 2 Nr. 8 AMG) die mit bis zu 25. 000,- Euro Geldbuße belegt werden kann (§97 Abs. 3 AMG).
Hierbei handelt es sich um die Höchststrafe, die sicher nicht fällig werden wird wenn sich jemand eine Tube TKTX für den Eigenbedarf bestellt. Oftmals wird diese Tube auch problemlos im heimischen Briefkasten landen. Legal ist dies jedoch nicht.
Dass ein Tätowierer in Deutschland ein illegales Arzneimittel nicht an seinen Kunden verabreichen darf, versteht sich von selbst.
Ganz klar illegal ist TKTX in Österreich
Keinen Zweifel über legal, illegal oder halblegal gibt es in Österreich. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) warnt seit Juli 2023 recht deutlich auf seiner Homepage:
Zitat:
Illegalitäten | 27.07.2023
Das BASG warnt vor der Anwendung von illegalen TKTX-Tattoo-Cremes und ähnlichen illegalen Lokalanästhetika, die die Arzneimittelwirkstoffe Lidocain, Prilocain, Epinephrin oder eine Kombination dieser enthalten. Diese Salben werden hauptsächlich zur Schmerzlinderung nach durchgeführten Tätowierungen, Permanent-Make-Up und Piercings über illegale Webshops oder auf Online-Marktplätzenillegal verkauft.
TKTX Tattoo-Creme ist ein nicht zugelassenes und daher illegales Arzneimittel, das keinerlei behördlicher Kontrolle in Bezug auf Zusammensetzung, Sicherheit, Qualität oder Wirksamkeit unterliegt.
Die unwissentliche Einnahme von Arzneimittelwirkstoffen in unbekannter Konzentration birgt eine unkalkulierbare Gefahr für die Gesundheit. Zudem können gegebenenfalls auftretende Nebenwirkungen unter Umständen falsch interpretiert, nicht oder zu spät erkannt bzw. nicht adäquat behandelt werden.
Sollten Sie Hinweise bezüglich dieses illegalen Produktes haben, oder von anderen, möglicherweise illegalen Produkten wissen, melden Sie dies bitte direkt an die für die Illegalitätsbekämpfung zuständige Stelle (Fachgruppe Enforcement) des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen
Erfahrungsberichte vom Tattoo stechen mit TKTX – Creme
Ähnlich wie bei EMLA auch gibt es die unterschiedlichsten Erfahrungsberichte von Tätowierern und Kunden. Allerdings gibt es neben zufriedenen Kunden hier deutlich mehr Tätowierer, die von der Creme abraten.
Zitat Kunde1: Bei mir funktioniert die Creme super. Gerade bei heiklen Stellen mit viel Haut wie Kniekehle etc.
Zitat Kunde2: Wir wollten damit die Innenseite meines Oberschenkels tätowieren und haben uns genau an die Anweisung gehalten. Die Haut hat an der Stelle gebrannt wie Feuer, war komplett gerötet. Tätowieren war an diesem Tag unmöglich. Mich hat die Creme um meinen Tattoo Termin gebracht. Nie wieder.
Fazit: Wir können vom Gebrauch der Creme – alleine schon wegen der klaren Illegalität in Deutschland – nur abraten.
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