Emla Creme – Tattoo stechen mit Betäubung der Haut

EMLA Tattoo stechen betäubung
Emla - Tattoo stechen mit Betäubung

Emla Creme – Tattoo stechen und davor die Haut betäuben

Mit Emla Creme zum Tattoo stechen – das ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Die Salbe ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Sie verspricht Schmerzlinderung bzw. Betäubung der Haut und somit ein schmerzfreies oder zumindest deutlich schmerzreduziertes Tattoo stechen bzw. Tätowierung stechen lassen. Aber entspricht dies auch der Wirklichkeit? Was ist bei der Anwendung zu beachten?

EMLA Tattoo stechen betäubung
Emla – Tattoo stechen mit Betäubung

Der wichtigste Punkt steht weder auf der Homepage noch in der Packungsbeilage von Emla: Sprich die Anwendung mit Deinem Tätowierer ab

Emla bzw. der Vertrieb in Deutschland – derzeit (01/24) die Aspen Germany GmbH aus München – werben inzwischen ganz offen für die Verwendung beim Tätowieren.  So findet man auf der Homepage von Emla den Punkt “Tätowierungen”. Dort heißt es dann:

Zitat:

EMLA ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich als Wirkstoffkombination Lidocain und Prilocain.
Diese Wirkstoffe können die Haut vor dem Einführen von Nadeln oder vor chirurgischen Eingriffen an der Hautoberfläche betäuben. Daher kann EMLA auch vor dem Tätowieren verwendet werden.

Die EMLA Creme kann den Schmerz des Tätowierens beim Beginn und im Verlauf einer Sitzung verringern.

Lokal aufgetragen bewirkt die EMLA Creme eine Herabsetzung des Schmerzempfindens an der eingecremten Stelle.

EMLA ist bewährt und zeichnet sich durch eine gute Wirksamkeit aus.

Im weiteren Verlauf auf der Homepage steht dann noch, wie EMLA vor dem Tattoo stechen anzuwenden ist.

Ein Punkt fehlt an dieser Stelle allerdings: Der Hinweis, dass der Gebrauch von EMLA unbedingt mit dem Tätowierer abgesprochen werden sollte. Schließlich gibt es viele Tätowierer die berichten, dass der Gebrauch von EMLA die Beschaffenheit der Haut während der Wirkzeit verändert und sie darum keine Tattoos auf betäubter Haut stechen.

Packungsbeilage von EMLA: Kein Wort über den Gebrauch beim Tattoo stechen

In der Packungsbeilage von EMLA findet man übrigens kein Wort zum Gebrauch der Creme beim Tattoo stechen (Stand 12/23). Dafür findet man den Hinweis, dass häufig (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen) leichte Reaktion wie Blässe oder Rötung der Haut oder leichte Schwellungen auftreten können.

Sollten diese Reaktionen auftreten, kann dies das Tattoo stechen für den Tätowierer deutlich schwerer oder unter Umständen sogar unmöglich machen.

Wie wirkt EMLA und macht das Tattoo stechen schmerzfrei bzw. schmerzärmer?

Die wichtigsten Bestandteile für die Betäubung sind Lidocain und Prilocain. Bekannter (nicht nur) in der Tattooszene ist Lidocain, jenes löste in Deutschland in den 1940er Jahren das bis dahin populäre Kokain als Anästhetikum ab.

Weder Lidocain noch Prilocain kann für sich alleine in die Haut eindringen. Mischt man jedoch die beiden Substanzen im Verhältnis 1:1, entsteht eine neue Substanz mit einer anderen Beschaffenheit. Diese ist in der Lage, einige Millimeter tief in die Haut einzudringen und dort die betäubende Wirkung zu verursachen.

Aus dem Mischverhältnis leitet sich übrigens auch der Name von EMLA ab: Eutectic Mixture of Local Anesthetics.

Ohne zu sehr ins medizinische Detail zu gehen: Die Creme blockiert die Schmerzweiterleitung, dadurch dass die Reizleitung der Nervenfaser unterdrückt wird.

Mögliche Probleme beim Tattoo stechen auf betäubter Haut

Weiter oben im Artikel hatten wir ja bereits darauf hingewiesen, dass Rötungen oder leichte Schwellungen der Haut bei den häufigen Nebenwirkungen beim Gebrauch vom EMLA aufgezählt werden.

Darüber hinaus enthalten Betäubungscremes sog. Vasokonstriktoren. Diese sind für die Verengung der Blutgefäße verantwortlich. Verengte Blutgefäße sorgen für eine erhöhte Fließgeschwindigkeit des Blutes, also für einen erhöhten Blutdruck. Ob sich dabei die Hautgewebestruktur auch verändert, ist nicht bekannt. Allerdings berichten einige gute Tätowierer von vermehrten Blowouts an Tattoo-Linien nach Betäubung.

Auch finden sich im Internet Warnungen vor Wassereinlagerungen an der Anwendungsstelle, zum Teil auch ausgelöst durch die Folie (siehe Anwendung). Auf Haut mit Wassereinlagerungen lässt sich nur erschwert tätowieren, Blowouts können so möglicherweise leichter entstehen.

Zudem berichteten einige Kunden und Tätowierer über ein erhöhtes Schmerzempfinden  (im Vergleich zu Tattoo Sitzungen ohne Betäubung)  an der eigentlich betäubten Stelle nach Nachlassen der Betäubung.

Emla vor dem Tattoo stechen richtig auftragen

Das wichtigste vor dem Gebrauch von Emla zum Tattoo stechen ist eindeutig:

Sprich den Gebrauch mit Deinem Tätowierer ab. Bei uns im Tempel München gibt es einige Tätowierer, die auf mit EMLA behandelter Haut nicht tätowieren. In vielen anderen Studios ist das ebenso.

Sollte Dein Tätowierer mit dem Gebrauch von EMLA ausdrücklich einverstanden sein, dann wird er mit Dir die konkrete Handhabung besprechen. Was wir an dieser Stelle natürlich nicht verheimlichen wollen: Es gibt etliche Tätowierer, die auch mit EMLA Tattoos stechen. Das hängt allerdings immer vom Tätowierer, als auch von der Körperstelle und der Art des Tattoos ab.

Eine ganz schlechte Idee ist es, EMLA heimlich aufzutragen und kurz vor dem Tattoo Termin die Folie zu entfernen. Mit EMLA behandelte Haut erkennt jeder Tätowierer sofort. Zudem beginnt die Wirkzeit bereits mit dem Entfernen der Folie. Weg zum Tattoostudio, Wartezeit im Studio, Motiv- und / oder Stencil-Erstellung sind alles Zeiten, die bereits von der Wirkzeit abgehen bzw. abgezogen werden müssen. Da bleibt für´s eigentliche Tattoo stechen nicht mehr viel Zeit mit betäubter Haut übrig.

Der Tätowierer darf übrigens keine EMLA vorrätig halten und dem Kunden auftragen. Die Creme ist Apothekenpflichtig und darf nur in der Apotheke – nach Beratung –  abgegeben werden.

In England gibt es die Hinweise zum Auftragen von EMLA sogar auf dem eigens eingerichteten Youtube-Kanal:

Mögliche Alternativen zum Tattoo stechen betäuben mit EMLA?

Alternativen zu EMLA sind inzwischen einige auf dem Markt. Allerdings sind nicht alle davon in Deutschland zugelassen. Bekannt und beim Tattoo stechen oft verwendet sind “Nothing” von H2Ocean, TKTX, in der Apotheke angemischte Vaseline/Lidocain-Mischungen.

Von der Verwendung dieser Substanzen aus rechtlicher Sicht kann man jedem Tätowierer in Deutschland allerdings nur abraten. Gerade bei den hochdosierten Mitteln wie TKTX oder ähnlichem kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, die man z.B. hier einsehen kann. Da ist – wenn es schon eine Betäubung sein muss – EMLA die deutlich bessere Alternative.

Braucht es denn EMLA zum Tattoo stechen? Wie schlimm ist tätowieren denn?

Unserer Erfahrung nach, sind gerade besonders ängstliche Kunden oft umso mehr erstaunt, wie gut sie den Tattooschmerz doch wegstecken können. An den allermeisten Stellen ist es nämlich sehr gut aushaltbar und weitaus weniger dramatisch als man sich das oft vorstellt.

Daher ist es auf jeden Fall ratsam, sich zunächst ohne Betäubung stechen zu lassen, um sich dieses Erfolgserlebnis nicht zu nehmen. Sollte man jedoch nach mehreren Stunden feststellen, dass nichts mehr geht, kann man immer noch eine Folgesitzung mit EMLA planen.

Besonders ängstlichen Tattoo-Kunden bleibt ja immer noch die – zumindest in Amerika mögliche – Vollnarkose.

Erfahrungsberichte von Tätowierern und Tattoo-Kunden die Kunden mit EMLA tätowiert haben:

Wir haben in unseren sozialen Netzwerken Tätowierer und Kunden nach ihren Erfahrungen mit EMLA gefragt. Hier eine kleine Auswahl:

Kundin 1: Schrecklich! Die Tinte ist ständig aus der Haus rausgekommen.

Kundin 2: Schwemmt die Haut nicht auf, wirkt schnell, gut und lang. Sie betäubt.

Kundin 3: Haut Schwemmt auf. Absolut nicht zu empfehlen.

Kundin 4: Ich fand sie super. Hab erst nichts gemerkt, als wäre mein Handgelenk eingeschlafen.

Kunde 5: Hab ich einmal probiert, hat keinen großen Unterschied nicht gemacht.

Kunde 6: Tibi und Basti waren wenig begeistert (nett ausgedrückt) am Termin nachdem alles rot war. Nie wieder.

Tätowierer: Haut verliert deutlich an Strapazierfähigkeit, über unbetäubte Haut kann man mehrfach schattieren und Farben ineinander verblenden. Betäubte Haut wird dabei deutlich schneller wund, was die Abheilung verzögern und das Ergebnis weniger schön machen kann.

Zum Schluss: Wie teuer ist EMLA Creme?

Emla kann man in den Packungsgrößen zu 5 Gramm und zu 30 Gramm kaufen. Die kleine Packung findet man im Internet für unter zehn Euro, die große für knapp über 20 Euro. In der Apotheke vor Ort kostet die Creme zum Teil deutlich mehr.